Ende der 1980er Jahre begab sich der Fotograf Juozas Kazlauskas auf die Suche nach den ebenso allgegenwärtigen wie verblassenden Spuren der stalinistischen Gefängniswelt.
Ende der 1980er Jahre, als die Perestroika die Sprache freigab und die Erinnerung an die Unterdrückung in der Sowjetunion wieder aufkam, reiste der litauische Fotograf Juozas Kazlauskas durch die Orte des Gulag auf der Suche nach den allgegenwärtigen, aber auch verblassenden Spuren der stalinistischen Gewalt. Vierzig Jahre zuvor hatte diese das Schicksal seiner Familie erschüttert, die als eines von Tausenden von Opfern der Massenunterdrückung durch Moskau in Litauen und anderen westlichen Gebieten, die nach dem deutsch-sowjetischen Pakt vom August 1939 annektiert worden waren, zu leiden hatte.
Die Aufnahmen, die Kazlauskas von seinen Expeditionen an die Ufer des Arktischen Ozeans, nach Sibirien oder Kasachstan mitbrachte, sind erschütternde Zeugnisse, in denen alles, die Natur wie auch die Überreste der Gefängniswelt, von Trostlosigkeit, Prüfung und Verlassenheit zeugen, aber auch von Widerstand, dem Widerstand der ehemaligen Deportierten, deren Präsenz diese Bilder erhellt und deren Stimmen das Netz des nationalen litauischen Gedächtnisses weben.
Kurator:innen: Alain Blum und Emilia Koustova
Koordination: Jean-François Fayet und Justine Reynaud
Geboren in der Region Molėtai in Litauen, wurde Juozas Kazlauskas (1942-2002) während der grossen Unterdrückungsaktion 1949 zusammen mit seiner Mutter deportiert. Nach einer Kindheit in der Region Irkutsk wurde er Kameramann und nahm als Fotograf an Expeditionen in den hohen Norden Russlands teil. Ende der 1980er Jahre dokumentierte er den Unabhängigkeitskampf Litauens und besuchte die Orte des Gulags, wobei er die Fotoserie „Litauen im Exil“ zusammenstellte.
Mit Alain Blum und Emilia Koustova
Präsentation : Jean-François Fayet
Ort : Uni Freiburg, Miséricorde, Avenue de l’Europe 20, Saal MIS03 3118
Datum & Zeit : Donnerstag 8. Mai : 17h15-19h00, Eintritt frei